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SCHÖN, WENN ALLES ZUSAMMEN PASST

Aktualisiert: 28. Feb. 2023



Wenn unser Denken, Fühlen und Handeln zusammen passt und Sinn ergibt, fühlen wir uns wohl. Machen wir es also passend.


Kohärenz hat einen Bezug zu Wahrheit und zu Wohlbefinden.

Während der Korrespondenztheorie der Wahrheit zufolge wahr ist, was der Fall ist, (eine wenig hilfreiche Definition, denn darin, dies sicher sagen zu können, liegt ja die Schwierigkeit), besagt die Kohärenztheorie der Wahrheit sinngemäß, dass eine Aussage in dem Maß als wahr angenommen werden kann, indem sie zu anderen Aussagen, die wir für begründet halten, passt. Was sich wie ein Puzzle-Stück in bestehendes Wissen einfügen lässt, trägt dabei auch zur Stabilität des Überzeugungssystems insgesamt bei.

Das Prinzip Kohärenz passt auf den wissenschaftlichen wie persönlichen Kontext. Wobei nicht nur Wahrheit erstrebenswert macht, dass die Dinge zusammen passen und Sinn ergeben mögen. Kohärenz hat auch mit mentalem Wohlbefinden zu tun. Der Sozialpsychologe Aaron Antonovsky spricht von Kohärenzgefühl (sense of coherence). Seiner Theorie zufolge besteht das Kohärenzgefühl, das er als für die mentale Gesundheit maßgebend ansieht, aus drei Aspekten:

1. Der Fähigkeit, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen. Gefühl der Verstehbarkeit.
2. Der Überzeugung, dass man das eigene Leben gestalten kann. Gefühl der Handhabbarkeit.
3. Dem Glauben, dass das Leben einen Sinn hat. Gefühl der Sinnhaftigkeit.

Wie plausibel es ist, dass diese Aspekte darüber entscheiden, ob es uns gut geht, zeigt der Negativfall: Eine Person, die sich in der Welt nicht zurecht findet, nicht in der Lage ist, ihr Leben zu gestalten, und nicht weiß, wozu sie morgens aufstehen sollte, würden wir nicht für emotional stabil, geschweige denn zufrieden halten. Und tatsächlich wäre es um ihre Resilienz, psychische Widerstandskraft, auch schlecht bestellt.

Ein starkes Kohärenzgefühl ist der subjektive Eindruck, sich die persönlich wichtigen Dinge hinreichend erklären und mit ihnen so umgehen zu können, dass ein sinnerfülltes Leben möglich ist.

Ein starkes Kohärenzgefühl setzt weder ein extrem differenziertes, noch ein auf Objektivität penibel überprüftes Weltbild voraus, sondern eben den subjektiven Eindruck, sich die persönlich wichtigen Dinge hinreichend erklären und mit ihnen so umgehen zu können, dass ein sinnerfülltes Leben möglich ist. Wie kommt man nun zu einem Gefühl von Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinn?

Den grundlegendsten Mangel stellt zunächst das Fehlen von Sinn dar, denn Sinn gründet in unseren persönlichen Werten und Zielen. Sinn kommt unseren Handlungen, Haltungen und Entscheidungen nicht von sich aus zu, sondern wir sind es, die ihnen Sinn geben. Etwas zu tun oder sich für etwas zu entscheiden, ist sinnvoll, sofern es z.B. den eigenen Zielen dient. Mangelndem Sinnempfinden lässt sich also begegnen, indem man sich mit den eigenen Wünschen, Werten und Zielen beschäftigt.

Mit diesen zu beginnen, hat auch den Vorteil, dass sich alle unbedeutenden, Sinn entbehrenden, Themen und Fragestellungen ausblenden lassen. Wer leidet schon unter unbeantworteten Fragen, die ihn nicht interessieren?

Mangelndem Sinnempfinden lässt sich begegnen, indem man sich mit den eigenen Wünschen, Werten und Zielen beschäftigt.

Verstehen und handhaben müssen wir nun das, was für uns Relevanz hat. Aber wir können es uns leicht machen: Sachverhalte durchdringt am besten, wer - statt sofort zu beginnen, relativ wahllos alles Mögliche zum Thema zu recherchieren -, kurz gedanklich überschlägt, welche Fragen zum Thema zentral sind, was bereits bekannt ist und was nicht, wo sich anknüpfen ließe, welche neuen Quellen sich anbieten und wen man fragen könnte.


Es gibt Fragen, die muss man selbst beantworten. Um die Dinge handhaben zu können, wie Antonovsky sagt, kann und muss man aber nicht alles in die Tiefe verstehen. Im 21. Jh. ist Wissen ausgesprochen arbeitsteilig, lassen wir ruhig ab und zu ExpertInnen für uns forschen und denken. Wem man dabei vertrauen darf? Am besten der Kohärenztheorie der Wahrheit folgen ;-)



Vgl. Aaron Antonovsky (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. DGVT Verlag.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/209251/Aaron-Antonovsky-Vater-der-Salutogenese

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